EMAS ist eine große Herausforderung, immer besser zu werden

Die Gottlob-Rommel-Gruppe ist jetzt zum dritten Mal in Folge nach EMAS zertifiziert – das ist für ein Unternehmen aus der Baubranche immer noch eine Besonderheit. Justus Sieling, Projektleitung Umweltmanagement bei Gottlob Rommel, berichtet über die Chancen und Verbesserungspotenziale, die das Umweltmanagementsystem bietet.   

Im Jahr 2021 wurde Gottlob Rommel zum ersten Mal EMAS zertifiziert. Was macht das Umweltmanagementsystem so besonders und warum lässt sich Ihr Unternehmen regelmäßig auditieren?  

Justus Sieling: „EMAS ist ein sehr anspruchsvolles Umweltmanagementsystem. Die umweltrelevanten Daten unseres Unternehmens werden in Rahmen der Umsetzung des Systems gesammelt und aufbereitet. Es deckt alle Anforderungen der DIN EN ISO 14001 ab und geht darüber hinaus. Eine Besonderheit ist dabei die geforderte Transparenz: Jeder Interessierte kann sich auf unserer Website genau über unseren Einfluss auf die Umwelt und unser Nachhaltigkeitsengagement informieren. Das heißt: Die EMAS-Zertifizierung ist viel mehr als ein herkömmlicher Nachhaltigkeitsbericht. Auch die externe Auditierung gewährleistet, dass wir unser umweltrelevantes Handeln mit konkreten Zahlen hinterlegen. Die Motivation für die Teilnahme an EMAS ist die feste Verankerung des Umweltschutzes in unserer Unternehmensstrategie. Die regelmäßige EMAS-Zertifizierung ist somit ein zentrales Element im Unternehmen.“    

Die Bauwirtschaft verursacht derzeit mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens1 in Deutschland. Beim Blick auf die Baubranche fällt auf, dass Gottlob Rommel eines von wenigen Bauunternehmen dieser Größe ist, die sich regelmäßig externen Umweltaudits unterzieht – warum ist das so? 

Justus Sieling: „Wir sind natürlich sehr stolz darauf, in der Baubranche ein Vorreiter bei der EMAS-Zertifizierung zu sein. Wir wissen allerdings aus Erfahrung, dass die Strukturierung und Erhebung der umweltrelevanten Daten in unserem Gewerbe wirklich herausfordernd sind. Wir haben immer wechselnde Einsatzorte sowie sehr unterschiedliche Baustellen mit verschiedenen Einrichtungen. Das Zusammentragen aller EMAS-relevanten Daten ist dann schon eine große Aufgabe - vor allem im Vergleich zu Unternehmen mit festen Produktionsstätten. Zudem verlangt das EMAS-Zertifikat eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltperformance, auch das ist nicht leicht zu erreichen.“ 

Dann schauen wir jetzt auf die aktuelle erfolgreiche EMAS-Zertifizierung der Gottlob-Rommel-Gruppe: Wo hat das Unternehmen Fortschritte erzielt?      

Justus Sieling: „Wir stehen noch am Anfang unserer Entwicklung zu mehr Klimaneutralität. Deshalb sind die derzeit größten Errungenschaften durch EMAS die Identifizierung und Quantifizierung der wichtigsten klimarelevanten Maßnahmen, die wir für ein nachhaltiges Wirtschaften umsetzen müssen. Wir wissen jetzt, welche die größten Treiber unseres Emissionsausstoßes und unseres Ressourcenverbrauchs sind, somit können wir dies gezielt angehen. Zudem gelingt es uns immer besser, unsere Berichtsstruktur sowie die damit verbundene Datensammlung und -auswertung zu optimieren. So ist die EMAS-Zertifizierung eine Win-Win-Situation: Durch die regelmäßige Auditierung, die wachsende Anforderungen stellt, müssen auch wir immer besser werden.“  

Welches sind die größten Hebel für mehr Nachhaltigkeit bei Gottlob Rommel und wie werden Sie dort ansetzen? 

Justus Sieling: „Es ist natürlich ein ganzes Bündel an Faktoren, die unsere Auswirkungen auf die Umwelt bestimmen. Zu den wichtigsten klimarelevanten Herausforderungen zählen unter anderem die Verminderung der CO2-Emissionen durch unseren Fuhrpark sowie die Reduzierung des Heizölverbrauchs auf unseren Baustellen. Hier setzen wir jetzt Pilotprojekte auf, um die für uns am besten umsetzbaren Lösungen zu finden. Wichtig für die Zukunft ist auch, dass wir unsere Datenerfassung noch breiter aufstellen: Wir werden unser Controlling erweitern und automatisieren, damit wir nicht nur die finanziellen Daten erfassen, sondern beispielsweise auch die Materialmengen. So gewinnen wir mehr Transparenz in unseren Stoffströmen, was dann auch die Datensammlung für EMAS und zukünftige Nachhaltigkeitsberichte erleichtert.“ 

Sind auch die Mitarbeitenden in das Nachhaltigkeitsengagement der Gottlob-Rommel-Gruppe miteinbezogen?  

Justus Sieling: „Wir haben im Rahmen der EMAS-Zertifizierung eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Das Ziel war die Erwartungen hinsichtlich der Umweltleistung der Gottlob-Rommel-Gruppe zu erfassen sowie Ideen der Mitarbeitenden im Zusammenhang mit Ökologie und Nachhaltigkeit zu sammeln. Die Ergebnisse ermöglichen jetzt Einblicke in die Anliegen der Mitarbeiter, die Identifizierung wichtiger Umweltaspekte von Seiten der Belegschaft sowie Ideen und Vorschläge zur Verbesserung der Umweltleistung. Die Ergebnisse sind in unsere Wesentlichkeitsanalyse eingeflossen, die mit dem kommenden EMAS-Bericht veröffentlicht wird.“ 

Abschließend ein Blick auf die externen Stakeholder von Gottlob Rommel: Welche Rolle spielen nachhaltige Bautechniken wie der Holzhybridbau oder der Einsatz von CO2-reduziertem Beton, um die Umweltziele Ihres Unternehmens zu erreichen? 

Justus Sieling: „Wir bieten bereits seit längerem die genannten ressourcenschonenden Bautechniken mit Erfolg an. Auch unser neues Produkt rovio – siehe das Interview hier mit meinem Kollegen Marius Maier – ermöglicht, 50% der Ressourcen einzusparen. Die Angebote bestehen also von unserer Seite, fließen aber nicht direkt in unsere Ökobilanz, beziehungsweise das EMAS-Audit ein. Wir freuen uns, wenn sich unsere Kunden für klimafreundlicheres Bauen entscheiden. Wir sind auf jeden Fall mit großem Engagement dabei, unsere Kunden in diesem Bereich zu unterstützen sowie neue Verfahren oder Bauweisen nach sorgfältiger Erprobung zu integrieren.“ 

 

Quellen: 

1 https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Umwelt/Ressourcenschonung-in-der-Baubranche.pdf 

 

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